Ich hatte mich vor einigen Wochen mal wieder maßlos über ein ausgesprochenes ‚man‘ in einem Gespräch geärgert. Klar, das Thema war eher ungemütlich. Es ging um gemacht Fehler und wie damit nun umgegangen werden soll. Wer das auch kommunizieren möge.
Wer ist ‚man‘?
Wer ist dieser ‚man‘? Nicht wer, sondern eher ‚was‘. Eine Möglichkeit sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen und unbehelligt zu bleiben. Verantwortung von sich zu weisen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob in diesem Falle das ‚man‘ für ‚mich‘ oder ‚du‘ steht. In beiden Fällen entziehe ich mich der Verantwortung. Entweder die Verantwortung, die beschriebene Handlung zu übernehmen oder diese Delegiert zu haben.
Mut. Verantwortung und Selbstverpflichtung
Verbanne ich nun ‚man‘ aus meinem Wortschatz, dann muss ich plötzlich mutig sein. Ich weise nun Handlungen und Aufgaben direkt jemanden zu.
Aus dem unverbindlichen „Man muss mal den Schrank aufräumen“ wird ein „Karl-Gustav-Uwe, räumst du bitte den Schrank auf“. Der Angesprochene kann dann direkt reagieren und die Aufgabe auch ablehnen.
Oder die Aufgabe wird zur Diskussion gestellt.
„Man müsste mal den Schrank aufräumen“ – „Der Schrank muss aufgeräumt werden. Wer macht das?“
Sollte sich nun niemand melden, muss ich den nächsten Schritt gehen und jemanden bestimmen. Vielleicht ja auch mich.
„Man müsste mal den Schrank aufräumen“ – „Ich räume dann den Schrank auf“. Ich übernehme die Aufgabe. Die Verantwortung. Verpflichte mich auf die Aufgabe.
Den Schutz aufgeben
Indem ich mich hinter dem ‚man‘ verstecke, schütze ich mich. Ich werde nicht direkt mit der Aussage in Verbindung gebracht. „Das sollte ‚man‘ können“ klingt angenehmer als ein „Ich sollte das können“. Wer gibt schon gerne zu etwas nicht (gut) zu können?
Ich-Aussagen rocken
Mit dem ‚man‘ weise ich die Verantwortung von mir. Verstecke mich in dem anonymen Haufen von Vielen und gebe die Verantwortung ab. Doch wie bringt mich das weiter – oder meinen Gesprächspartner. Was soll er von einem „Das müsste ‚man‘ machen“ halten? Erst wenn ich ihn direkt anspreche, kann ich eine Reaktion erwarten! Meine Aussagen gewinnen an Gewicht. Erreichen meinen Gesprächspartner und – oft genug – ‚wecken‘ ihn förmlich auf. Denn niemand rechnet ja mit diesem Bezug einer Stellung. Das ‚man‘ ist ja allgegenwärtig!
Nur mit einer klaren Ansprache komme ich weiter. Ich möchte mit dem ernst genommen werden, was ich sage. Dann muss ich auch Verbindlich sein.
Ich horche mir immer mehr zu und ertappe mich noch viel zu oft, beim ‚man‘ sagen. Fällt es mir auf (und es fällt mir derzeit noch oft genug nicht auf), korrigiere ich meine Aussage und beziehe klar Stellung. Wage mich aus der Deckung. Werde Verbindlich. Und fühle mich direkt besser. Warum? Das kann ich nicht sagen…
Wie ist es bei dir? Achte mal auf dich und wie oft du ‚man‘ sagst. Wenn du es bemerkst, dann korrigiere dich direkt und lass mich in den Kommentaren doch wissen, was das bei dir bewirkt.
PS:
‚Man‘ kommt aus keiner kleinen Familie. ‚Wir‘ und ,uns‘ sind zwei schnell genannte Geschwister.
Ach und noch unverbindlicher geht es auch. Einfach ‚müsste‘ verwenden…