Flattr, Flattr alle Flattrn aber ist das gut oder schlecht?

Es ist wie eine Epidemie, diese kleinen orange-grünen Buttons verbreiten sich immer schneller im Netz. Auf immer mehr Blogs findet man sie; natürlich auch bei mir.

Ich selbst habe von Flattr auf der Re:Publica in Berlin das erste Mal gehört. Dort hat der Gründer, Peter Sunde, über Flattr gesprochen.

Was Flattr ist, erklärt sehr gut das Video. Ich will euch aber auch eine kurze Beschreibung nicht vorenthalten:

Der Nutzer legt bei Flattr ein Konto an, über das er bezahlen oder Geld bekommen kann. Dann legt er einen Betrag fest, der jeden Monat auf diesem Konto gutgeschrieben wird. Jeder Nutzer bekommt Flattr-Buttons, mit denen er seine Inhalte, also auch Kommentare in Blogs oder eigene Videos, ausstattet. Mit einem Klick auf diese Knöpfe können andere Nutzer Geld für Inhalte verteilen, die ihnen gefallen. Am Ende jeden Monats wird der zunächst ausgegebene Betrag auf die Zahl der Klicks gleichmäßig aufgeteilt.

[Quelle: Golem]

Grundsätzlich ist Flattr also ein System, mit dem man ganz einfach einen Beitrag mit einem Klick gutfinden kann und ihn gleichzeitig monetär unterstützt. Flattr ist also eine Mischung aus Digg und einem Micropayment System.

Im Grunde ein nettes System, mit dem der Blogbetreiber vielleicht sogar seine Hostingkosten (oder mehr) finanzieren kann. Eine echte Alternative profaner Werbung auf dem Blog? Das Ende der Werbebannerteppiche und Alles-Überdeck-Layer-Werbeflut? Möglich.

Robert Basic hat sich mal die Mühe gemacht und einige Beispielrechnungen gemacht. Er zeigt damit auf, dass das System von Flattr noch keine Rückschlüsse auf den monetären Erfolg für die Blogbetreiber möglich sind. Nur weil jemandes Flattr Button 12 mal geklickt wurde, weiß der Blogbetreiber vor Monatsende nicht, was er verdient. Bei Google Adwords ist das anders, hier sieht man den aktuellen Verdienst deutlich einfacher. Es mag aber im Grunde auch kein Problem sein, wenn erst die Abrechnung am Monatsende entsprechenden Aufschluss gibt.

Wesentlich treffender finde ich die Kritik, die Kritik von Chris. Er verweist auf die sich doch widersprechende Privacy Erklärung von Flattr in seinem Blogbeitrag. DAs Flattr meine Daten im Einzelfall verkaufen möchte finde ich nun wirklich nicht gut!

Ein Punkt, der gerne auch immer wieder kritisch angesprochen wird, ist die Gebühr von 10%, die Flattr einbehält. Peter Sunde erklärt in seinem Interview mit Golem:

Zehn Prozent des Geldes, das über Flattr bewegt wird, wollen die Betreiber für sich behalten, schließlich arbeiten derzeit fünf Mitarbeiter Vollzeit für das Projekt und müssen davon leben. Langfristig soll dieser Anteil gesenkt werden – und die Nutzer sollen aufgefordert werden, ihre monatlichen Beiträge zu erhöhen.

[Quelle: Golem]

Das klingt einleuchtend. Ich persönlich glaube auch, dass die Gebühr mit steigenden Nutzerzahlen (schließlich ist Flattr noch im Beta Stadium) und damit steigenden Umsätzen, sinken wird. Das Peter Sunde aus dem Umfeld von Pirate Bay kommt, stimmt mich positiv, dass er zu seiner Aussage steht.

Negativ finde ich aber, dass man (derzeit) nur per Paypal zahlen kann. Eine Öffnung mit anderen Zahlungsmöglichkeiten würde ich begrüßen.

Herr Olsen stört ein ganz anderer Punkt.

Spekuliere ich auf Einnahmen durch flattr zahle ich quasi doppelt. Wenn ich für meine Sachen Geld sehen will muss ich zunächst einmal Geld einzahlen. Ist dieses “verbraucht” werden meine flattr-Buttons deaktiviert und ich bekomme auch von anderen Flatterianern keine Zuwendungen mehr. Es reicht also nicht, dass ich bereits einen Gegenwert in Form welcher Sache auch immer erzeugt habe – ich muss zusätzlich auch noch Geld dafür bezahlen, eventuell von jemand anderem finanziell unterstützt werden zu können.

[Quelle: Die Olsenbande]

Ein kleiner Fehler in seinem Gedanken ist, dass ich zwar monatlich Geld einzahlen muss aber ich dieses nicht verbrauchen muss. Daher bleiben meine Flattr-Button den ganzen Monat aktiv. Denn wenn ich keinen Flattr-Button klicke, geht mein Monatsbetrag entweder an alle oder wird zu einem guten Zweck gespendet. Hier setzt aber direkt der nächste Kritikpunkt von mir an. Transparenz. Das ist mir zu dubios. Ich habe aber keine Ahnung, wie (und ob) Flattr hier gegensteuern kann und wil. Es wird die Zeit zeigen.

Ein anderer negativer Punkt, der auf verschiedenen Seiten bemängelt wird, ist die fehlende Möglichkeit, einen individuellen Betrag zu flattrn. Ich kann das nachvollziehen. Sehr gute Beiträge möchte ich vielleicht direkt mit einem Euro belohnen. Da Flattr sich noch im Beta-Stadium befindet, bleibe ich optimistisch, dass hier eine Lösung gefunden wird. Ein Ansatz wäre zB., dass ich einen Beitrag mehrfach flattrn kann. Sicher nicht die optimale Lösung aber einen Ansatz.

Brauchen wir eigentlich Flattr? Können wir unseren monetären Dank nicht auch anders ausdrücken? Dem Autor einfach mal etwas von seiner Amazon Wunschliste kaufen? Oder per Paypal Donate etwas spenden? Sicher geht das (sofern der Autor entsprechende Dinge anbietet) nur erachte ich Flattr als einfacher und praktikabler. Nur weil mir jetzt ein Beitrag gefällt, möchte ich keine 10 Euro ausgeben und dem Autor ein Buch schicken lassen. Auch will ich nicht immer den kompletten Ablauf bei Paypal durchlaufen. Hier ist Flattr deutlich angenehmer. Einmal registriert und eingeloggt, kann ich wunderbar mit einem Klick mich bedanken.

Nach all dem hin- und her möchte ich sagen, dass ich Flattr einen sehr interessanten Ansatz finde. Die weitere Entwicklung und die Zeit wird zeigen, ob das System sich bewährt, von den Nutzern angenommen wird und die nötige Verbreitung findet.
Ich beobachte es mal weiter und bin gespannt.

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Frank Holldorff ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Drupal-Agentur erdfisch aus Heidelberg. Vater aus Freude. Kaffee-Junkie aus Leidenschaft. Drupalist aus Überzeugung. Selbstmanagement-Autodidakt aus Notwendigkeit. Gadget Liebhaber und Serienfan.

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